Die lateinische Bezeichnung „pränatal“ setzt sich aus den Begriffen "prae" (lat. „vorher“) und natalis (lat. „zur Geburt gehörend“) zusammen. Die pränatale Phase ist damit die vorgeburtliche Entwicklungsphase des Welpen im Mutterleib; sie dauert etwa 58 bis 68 Tage. Studien haben belegt, dass Hündinnen, die in der Trächtigkeit erhöhtem Stress ausgesetzt waren, häufiger nervöse und ängstliche Welpen zur Welt brachten. D.h., selbst in der pränatalen Phase können schon Dinge passieren, die sich zukünftig auf die Welpen bzw. ihr Wesen auswirken. Und umso wichtiger ist ein artgerechter, liebevoller und stressfreier Umgang mit der Hündin auch vor der Geburt der Welpen! Und noch etwas wird in Kenntnis dieser Umstände deutlich: Bereits wenn die Welpen geboren werden, haben sie schon ihre eigene Geschichte, die sich auf ihr späteres Leben auswirken kann.
Sehr interessant sind auch die Arbeiten von Sachser und Kaiser 1996 zu der Thematik: Sie zeigten, dass weibliche Welpen, die in der pränatalen Phase im Uterus zwischen zwei männlichen Welpen lagen, einen höheren Testosteronspiegel aufwiesen und infolge dessen später ein eher rüdenhaftes Verhalten an den Tag legten.
Einen interessanten Beitrag zur Wesensentwicklung des Welpen finden Sie hier:
Die ersten zwei Wochen im Leben der neu geborenen Welpen wird als vegetativen bzw. neonatale Phase bezeichnet.
Die Hundewelpen kommen mit fest verschlossenen Augenlidern und Gehörgängen zur Welt. Allerdings funktioniert der Geruchssinn schon in geringem Maße. Als sogenannte "Nesthocker" sind sie auf das Brutpflegeverhalten der Mutter angewiesen. Selbst die Ausscheidung funktioniert nicht ohne mütterliche Hilfe: erst durch das Belecken von Bauch und Analregion wird die Verdauung und die Ausscheidung von Kot und Urin angeregt. Der Welpe ist zu dieser Zeit demgemäß noch absolut hilflos. Er reagiert auf Wärme und Körperkontakt zur Mutter und zu seinen Geschwistern, deren Näher es aktiv sucht. Schmerzen und Kälte dagegen lösen bei ihm ein Meideverhalten aus.
Da - wie erwähnt - sowohl die Ohren als auch die Augen noch verschlossen sind, können die Welpen in dieser Phase weder sehen noch hören. Lediglich Geruchs- und Geschmackssinn sinn ist schon ein wenig ausgebildet und unterstützt die Suche nach den Zitzen der Mutterhündin. Im Grunde genommen wird in dieser Zeit hauptsächlich an Mamas Milchbar getrunken oder geschlafen. Durch die Pendelbewegungen mit dem Kopf finden die Welpen schnell den Weg zur Zitze; dort trinken sie, bis sie satt sind. Danach wird bis zur nächsten Mahlzeit geschlafen.
Das Wärmeempfinden des Welpen ist stark ausgeprägt und überlebensicwhtig, da er seine Körpertemperatur noch nicht selbst kontrollieren kann. Daher sucht er instinktiv immer die Wärme der Mutterhündin (die Zitzen geben in dieser Zeit aufgrund der ständigen Milchproduktion extrem viel Hitze ab) oder der Geschwister. Verliert sich der Körperkontakt fangen die Welpen an zu suchen und zu schreien; zufrieden sind sie erst, wenn sie wieder Körperkontakt haben.
Alle Verhaltensweisen in der neonatalen Phase sind haupt-sächlich darauf ausgelegt, das Geburtsgewicht des Welpen zu verdreifachen, damit er schnell größer und kräftig wird, was wiederum sein Überleben sichert.
Am Ende der neonatalen Phase - zwischen dem 9. und dem 14. Tag - beginnen sich langsam Augen und Ohren der Welpen zu öffnen. Die Augen der Welpen öffnen sich zuerst im inneren Augenwinkel und erscheinen bei allen Welpen anfangs wie mit einem blaugrauen Schleier versehen. Erst nach und nach im Verlauf der nachfolgenden Übergangsphase ver-schwindet dieser Schleier und die Augen werden klar und glänzend.
Siehe Bildergalerie unten:
Die dritte Lebenswoche des Welpen wird als Übergangsphase bezeichnet. In dieser Zeit öffnen sich Augen und Ohren vollständig - auch wenn das Sehvermögen in diesem Stadium noch nicht voll ausgebildet ist.
In dieser Phase wagen die Welpen erstmals mehr oder weniger zaghafte Versuche, ihre Umgebung zu erkunden, beginnen zu spielen, verstärken die Bindung an die Mutter und erkennen ihre Geschwister. Die Wärmeregulation funktioniert nun auch selbständig ohne Wurfgeschwister oder Mutterhündin.
Die neurologischen Funktionen des Welpen verbessern sich fortlaufend; jeden Tag zeigt sich ein Fortschritt in der Ent-wicklung der Tiere. Die Bewegungen werden zunehmend koordinierter auch wenn das "Gangbild" insgesamt noch recht verwackelt ist.
Übrigens: ab einem Alter von etwa 3 Wochen beginnen auch die Milchzähne beim Welpen zu wachsen. Das Gebiss eines erwachsenen Hundes besteht aus 42 Zähnen, während der Welpe nur 28 Milchzähne besitzt; die hinteren Backenzähne, (die sog. "Molaren") fehlen beim Welpengebiss völlig und statt der jeweils 8 Prämolaren im Ober- und Unterkiefer (den vorderen Backenzähnen beim erwachsenen Hund) hat ein Welpe lediglich sechs Prämolaren. Der Zahnwechsel zum bleibenden Gebiss beginnt im Alter von etwa 4 Monaten und ist im Alter von etwa 7 Monaten abgeschlossen.
Die 42 Zähne des erwachsenen Hundes verteilen sich mit 20 auf den Ober- und 22 auf den Unterkiefer: jeweils 6 Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer (12 Schneidezähne), je 2 Eck- bzw. Fangzähner im Ober- und Unterkiefer (4 Fangzähne), je 8 Prämolaren im Ober- und Unterkiefer (16 Prämolaren) sowie 4 Molaren im Oberkiefer und 6 Molaren im Unterkiefer (10 Molaren).
Der Begriff "Prägung" bezeichnet nicht angeborene Lernvorgänge. Die Prägephase beim Welpen ist die Zeit zwischen der 4. bis etwa Ende der 7. Lebenswoche.
Ohren, Geruchssinn und Augen haben sich voll entwickelt. Der Welpe erlernt nun unter anderem die Grundlagen des Zusammenlebens im Familienverband, d.h. Respektlosig-keiten gegenüber den erwachsenen Rudelmitgliedern werden werden von diesen immer weniger toleriert. Statt dessen werden die Kleinen erzogen, erlernen die wichtigen Verhaltensregeln.
Beim Spielen miteinander lernen die Welpen, auf einander Rücksicht zu nehmen und ihre nadelspitzen Zähnchen nicht hemmungslos gegeneinander einzusetzen: die sog. Beißhemmung entwickelt sich. Idealerweise lernt der Welpe jetzt auch unterschiedliche Umwelteindrücke kennen und zu verarbeiten: Geräusche, andere Menschen als seinen Züchter, weitere tierische Mitbewohner z.B. Katzen sowie andere optischen Eindrücke. In dieser Zeit wird seine Persönlichkeit maßgeblich geprägt.
Die Sozialisierung eines Welpen beginnt etwa mit der 8. Lebenswoche und ist circa mit der 12. bis 16. Lebenswoche abgeschlossen. Sie ist die erste soziale Lernphase. Der Welpe beginnt damit, die Umwelt mehr und mehr zu entdecken und lernt seine Sozialpartner bewusster kennen. Der Kontakt zu anderen Welpen und natürlich auch zu Menschen ist weiterhin enorm wichtig. Alle Fehler in dieser Zeit, alle erlebten Unsicherheiten und Ängste können das ganze Leben lang nachwirken.
In der Sozialisierungsphase sollten alle Grundbefehle geübt und verfestigt werden (Sitz, Platz, Komm, Bleib).
Und beim "Klick" auf das nachfolgende Foto sehen Sie, wie wir die Welpen insbesondere in der so wichtigen Prägephase fördern:
Nachfolgend einmal die Entwicklung unseres Torsten durch die ersten und wichtigsten Lebensphasen ("Klick" auf das Foto):
Nachfolgend möchte ich anhand des Welpen Marvin (Mads) noch einmal die Entwicklung vom Welpen bis zum erwachsenen Hund .bildlich dokumentieren. Marvin ist übrigens am 15. Mai 2017 geboren.