Der "Kringelschwanz-Mythos"

Kennen Sie die Legende vom Spinat? Nein? - Na gut, dann werde ich sie Ihnen erzählen:

 

Vor etwa 130 Jahren - nämlich im Jahre 1890 hat ein Wissenschaftler namens Gustav von Bunge versucht, den Nährwert von Spinat zu bestimmen. Für seine Studien nahm er getrocknete Spinatblätter und kam zu dem Ergebnis, dass Spinat überaus reich an "blutbildendem" Eisen sei. Um genau zu sein: Er kam auf einen Eisengehalt von 35mg pro 100g Spinat. Und das wäre deutlich mehr, als er in tierischen Produkten zu finden ist, die - je nach Art des Produkts - zwischen 20 und 30mg Eisen pro 100g enthalten. 

 

Da Eisen zum Überleben unverzichtbar ist und nicht selbst vom Körper gebildet werden kann, sind wir auf eine ausreichende und regelmäßige Eisenzufuhr über die Nahrung angewiesen. Seit jener Zeit wird demgemäß Spinat aufgrund seines vermeintlich hohen Eisengehaltes als besonders gesundes und hochwertiges Gemüse insbesondere für Kinder geschätzt...  

 

Bei genauerem Hinsehen hat von Bunge jedoch unbeabsichtigt einen Mythos in die Welt gesetzt, denn er hat seinerzeit nicht frischen sondern getrockneten Spinat untersucht. Frischer Spinat besteht aber zu 90% aus Wasser, d.h. der angegebene Eisengehalt muss um eine Kommastelle korrigiert werden, nämlich auf ca. 3mg pro 100g  Spinat. Der tatsächliche Eisengehalt von Spinat ist also weitaus niedriger als damals angenommen. Zum Vergleich: Pfifferlinge enthalten gut doppelt soviel Eisen wie Spinat! - Gleichwohl werden bis heute Kinder - nicht immer zu deren Freude - mit Spinat gefüttert, "weil der so eisenhaltig sei!"

 

Was hat aber nun diese "Spinatlegede" mit unseren Retromöpsen zu tun?

 

Nun, leider sehen (ausgerechnet!) wir Retromopszüchter, die wir seit fast zwei Jahrzehnten aktiv gegen Qualzucht kämpfen, uns in der momentan sich immer mehr verschärfenden  "Qualzuchtdiskussion" zunehmend irgendwelchen Mythen und Legenden ausgesetzt, die zudem noch von selbsternannten Experten breit in der Öffentlichkeit gestreut werden! 

 

Eine dieser Legenden lautet:

 

"Der Retromops gehöre ebenfalls zu den Qualzuchten - weil er eine derart verkrüppelte Rute besitze, dass diese nur geringelt getragen werden könne. Damit sei keine vernünftige Komunikation unter Hunden mehr möglich, da die Rute über Befinden und Stimmung keine Auskunft geben kann, was zu Missverständnissen bis hin zu Aggressionsverhalten anderer Hunde gegenüber Retromöpsen führen könne. Damit würden aus rein optischen Gründen dysfunktionale Ruten gezüchtet! Im Übrigen sei es bedenklich, Schwanzwirbel derart verkrüppelt zu züchten, dass sich die Rute aufgrund dieser massiven Deformation kringeln müsse....!"

 

Tja, was soll ich sagen? Irgendein Experte hat dies "herausgefunden" (vermutlich hat er lediglich ein Foto gesehen und sich daraus seine Wahrheit gestrickt), seine "Erkenntnisse" irgendwo veröffentlicht und von nun an dürfte sich dieses Gerücht bis ins nächste Jahrtausend halten.... Wie beim Spinat!

 

Trotzdem wage ich den bescheidenen Versuch, hier aufzuklären:

 

Liebe Experten, vielleicht beschäftigt Ihr Euch mal ein wenig mit den Fakten! Und ein Fakt ist, dass der Retro(Mops) sehr wohl mit seiner Rute agieren kann, weil der "Kringel" bzw. die Posthornrute nicht aufgrund verkrüppelter Wirbel gekringelt ist, sondern weil dies durch Muskeln seitens des Hundes geschieht und damit steuerbar ist. 

 

Das bedeutet: Wenn der Hund sich unsicher oder gar ängstlich fühlt, zeigt er dies auch mit seiner Rute. So zeigt das zweite Foto auf dieser Seite unsere Sophie, die etwas unsicher vor einer steilen Holztreppe bei Freunden steht und sich gerade fragt, ob sie den Abstieg wagen soll! Was sehen Sie? Richtig! Keine gekringelte Rute, da schau an! 

Wenn unsere Hunde toben und rennen benutzen sie ihre Rute  zum Erhalt des Gleichgewichts; in diesen Fällen ist sie ebenfalls mehr oder weniger "entkringelt", wie das nebenstehende Foto demonstriert. 

 

Aber auch bei Schmerzen, Unbehagen und Unwohlsein wird die Rute schlaff getragen!

 

Und auch wenn unsere Hunde entspannt sind, vor sich hindösen oder gar schlafen, entspannt sich die Rute und zeigt sich auch so.

 

Und um das Thema abzuschließen: WEDELN ist selbstverständlich ebenfalls problemlos möglich!

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Wolf Langkau (Donnerstag, 08 Dezember 2022 17:22)

    Als Besitzer zweier Retros kann ich nur sagen, genauso ist es.

  • #2

    Elke Jansen (Donnerstag, 08 Dezember 2022 18:04)

    Habe zwei Retros. Der Joshi nutzt die Rute in der Tat beim Perzen und Spielen, in Entspannung lässt er gerne hängen - schläft übrigens auch häufig auf dem Rücken (da würde so'n Kringel ja stören :-) ). Beim Muck sehe ich all' das seltener, ist allerdings auch nahezu doppelt gekringelt, was ja angeblich so toll sein soll, ich aber nicht so empfinde.

  • #3

    Liz (Montag, 12 Dezember 2022 15:07)

    Stimmt! Jedes Wort!