Forengeplänkel - oder: Willkommen in Absurdistan

 

Neulich...

 

In einer Mopsgruppe regt sich eine Userin auf, dass ihre Tierärztin mit Unverständnis auf den Wunsch reagiert, sich einen zweiten Mops anzuschaffen. Unmöglich findet die Userin dieses Einmischen in ihre Privatsphäre, denn als Tierarzt „sollte man ja wohl seine Meinung für sich behalten!“

 

Ein anderes Forenmitglied  hat ebenfalls kein Verständnis für die Meinung der Tierärztin, aber dafür ein einfaches Rezept parat: „Gut, der Mops kann nun mal Probleme mit der Atmung haben, aber dann macht man eben bei einem guten Tierarzt die Op und gut ist!“

 

Und eine weitere Userin ärgert sich: „Ja, unser Pascha wurde am Gaumensegel operiert, ist aber sonst pumperlgsund. Schade, dass immer so gegen den Mops gewettert wird!“

 

Ich lasse mir derweil das Wort „pumperlgsund“ auf der Zunge zergehen – gewählt für einen Hund, der erst nach einer OP in den Zustand versetzt wurde, seine elementarste Vitalfunktion, nämlich das Atmen ordnungsgemäß ausüben zu können.   

 

Eine Userin möchte das leidige Thema lieber sofort beenden und findet: „Es gibt da draußen so viele wirklich gequälte Tiere die von ihren Besitzern misshandelt werden. Darum sollte man sich eher kümmern.“

 

Und man versichert sich gegenseitig: „Natürlich gibt es Möpse, die krank sind. Die Umwelt spielt da aber auch noch hinein!"

 

Ja, ne ist klar: Die Atemprobleme beim Mops kommen nicht von seiner Kopfform, sondern maßgeblich von der Luftverschmutzung im städtischen Raum!

 

 

Wenige Tage später...

 

In der gleichen Mopsgruppe meldet sich eine verzweifelte Userin zu Wort und wählt dabei die Sicht ihres Mopses:  "Ich war gestern mit Mama in der Tierklinik. Als ich nach der Sedierung aufgewacht bin, hat mich Mama ganz fest im Arm gehalten und geweint. Nicht nur dass ich während der Untersuchung einen Atemaussetzer hatte, erhielt meine Mami die Nachricht, ich müsste sofort operiert werden. Mein Gaumensegel sei viel zu lang, meine Nasenlöcher müssen geweitet werden und auch die Stimmbänder repariert. Der Schaden am Kehlkopf kann nicht mehr behoben werden. Mami weint die ganze Zeit nur noch und macht sich selbst Vorwürfe es nicht früher gemerkt zu haben." 

 

 

Etwa zeitgleich...

 

In einer anderen Mopsgruppe wird ein Foto eines stark übertypisierten Standardmopses – die deutlich über den Nasenspiegel herausragende Nasenfalte ist das einzig vorstehende an dem ansonsten völlig abgeflachten Gesichtsschädel – gepostet. Auch weiß sein Halter, der zugleich den Post erstellt hat, zu berichten, dass sein Hund „wie jeder Mops“ Atemprobleme hat.

 

Es folgen mit blinkenden Herzchen geschmückte Kommentare „Wie süüüüüß!“  

 

Aber dann geschieht das Unfassbare: Als eine Userin angesichts des Fotos begeistert postet, sie liebe nur Möpse OHNE Nase, kann ein anderer User seine Meinung dann doch nicht mehr ganz für sich behalten und erwidert auf diesen Kommentar „Ich möchte Dir nicht zu nahe treten, aber ganz ehrlich – DU musst ja auch nicht damit leben!“

 

Der Skandal ist da!

 

UNERHÖRT! Was bildet sich dieser Mopshasser ein, hier schon wieder stänkern zu müssen und – ungelogen – über 36 (!) Stunden lang wird sich nun  darüber empört, warum diese „Stänkerer“ nicht einfach das Maul halten können und weiterscrollen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Warum sie IMMER ihren Senf dazu geben müssen!

 

Warum die liebe Mopsgemeinde nicht einfach über den im Grunde doch eher harmlosen Kommentar hinweg sieht und weiter scrollt, wenn ihr eine Aussage nicht gefällt, bleibt dagegen genauso unbeantwortet wie die unausgesprochen im Raum stehende Frage, warum man ein Mopshasser ist, wenn man an der Gesundheitssituation der gebeutelten Rasse etwas ändern möchte und sei es auch nur in den Köpfen der Menschen….

 

Dieser eine Satz beschäftigt also dutzende erwachsener Menschen ein ganzes Wochenende lang!

 

Titulierungen wie „Profilneurotiker“, „Spaßbremsen“, „Moralapostel“, „Wichtigtuer“ und „Forentroll“ fallen – eine Bezeichnung genauso absurd wie die nächste für das, was geschehen ist. Es fallen wüsteste Beschimpfungen, von denen die Bezeichnung „Arschkröte“ noch geradezu putzig anmutet.

 

Schließlich "weiß" ein Hobbypsychologe, dass solche Kritik an dem Mops nur von „geistig verkümmerten“ und "psychisch kranken" Menschen“ kommen kann und – ich traue meinen Augen nicht: der verantwortliche Admin lobt diese Stellungnahme noch mit einem „Like“! 

 

Und in der Mopsgruppe ist man sich wie immer einig: „Hetze gegen den Mops“ werde man nicht dulden! Und entsprechend postet der Admin:

„Nochmal für alle: Ich bin es leid, wer den Mops nicht mag darf gerne gehen, derjenige hat hier nichts verloren. "

 

 

Nachtrag:

 

Knapp ein halbes Jahr später bittet der Poster jenen profillosen Mopses, der die unleidliche Diskussion mit seinem Foto  in Gang gesetzt um Erfahrungen anderer User, die bereits eine OP zur Linderung des brachyzephalen Syndroms bei ihrem Hund hinter sich gebracht haben....

 

Nein, absolut nichts von dem Geschehenen ist Erfunden!   

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Toto M. (Montag, 18 März 2019 06:11)

    Unglaublich: menschen- wie tierverachtend!